Dieses neue Jahr, das inzwischen schon ziemlich ins Laufen gekommen ist, macht uns wohl alle atemlos in Anbetracht der Geschehnisse in Dresden, Leipzig und andernorts im Land. Was ist geschehen? Was haben wir überhört, übersehen, ignoriert? Was so viele Menschen auf die Straße treibt, kann kaum auf der Straße eine Antwort finden.
Als in der Jugend-, Kultur- und Bildungsarbeit Tätige gehören Respekt und Akzeptanz zur Grundlage unseres Umgangs mit Kindern und Jugendlichen, mögen sie auch noch so „besonders“ sein. Wir fördern Inklusion und arbeiten mit an einer bunten, vielfältigen und toleranten Gesellschaft. An Grundprinzipien und –werten lassen wir nicht rütteln: die Würde des Menschen ist unantastbar, und wer schwach ist und Hilfe braucht, dem wird sie gewährt. Rassismus hat keine Chance. Aber immer und überall muss es möglich sein, unterschiedliche Meinungen offen auszusprechen, um dann gemeinsam darüber zu reden. Wir brauchen eine Offenheit, einen gegenseitigen Respekt auch für Meinungen, die man nicht teilt, und eine Gesprächskultur auf Augenhöhe.
Kulturelle Bildung als unser Arbeitsfeld kann dazu einen wichtigen Beitrag leisten. Sie stärkt das Selbstwertgefühl, befördert die Entwicklung einer eigenen kulturellen Identität und verfügt über enorme Potenziale für die Entwicklung von Strategien der sozialen Inklusion und der kulturellen Vielfalt. Wer in der kulturellen Bildung Partizipation erlebt und erprobt hat, trägt diese Erfahrungen in andere Gesellschaftsbereiche hinein. Kulturelle Bildungsarbeit fordert heraus zur eigenen Positionierung und fördert die Offenheit für Neues und Fremdes.
Deshalb ist es gut, im Koalitionsvertrag der neuen Landesregierung zu lesen: „Die kulturelle Freiheit, ihre demokratische Gestaltungsmöglichkeit und die Zugänglichkeit zur Kultur für alle Menschen sind für die Koalitionspartner auch in Zeiten des demografischen Wandels schützenswert. Die Koalitionspartner stehen für eine Kultur der Anerkennung und des Respekts und treten für die Förderung von Interkulturalität ein.“
In diesem Sinne: Wir haben eine gemeinsame Verantwortung. Nehmen wir sie wahr.
Dr. Christine Range, Geschäftsführerin der LKJ Sachsen e.V.