Nachgefragt: Evelyn Iwanow-Heyn, Vorstandsvorsitzende der LKJ Sachsen e.V.
Interview mit Evelyn Iwanow-Heyn, Vorstandsvorsitzende der LKJ Sachsen e.V.
Evelyn Iwanow-Heyn ist seit 30 Jahren Vorstandsvorsitzende der LKJ Sachsen e.V. sowie Vorstandsvorsitzende des Sächsischen Landesverbandes Tanz (SLVT) und seit kurzem auch 1. Vorsitzende im Vorstand des Deutschen Bundesverbandes Tanz.
Zur LKJ gelangte ich durch die Vorstandsarbeit beim Sächsischen Landesverband Tanz e.V. Man entsandte mich zunächst zu Mitgliederversammlungen der LKJ und bat mich schließlich darum, für den LKJ-Vorstand zu kandidieren. Dort saß ich dann erst einmal mit vielen großen Fragezeichen im Gesicht und versuchte, zu verstehen, wie dies alles funktioniert. Mit der Zeit habe ich mich gut eingefunden. Da ich über meine komplette Kindheit und Jugend hinweg tänzerisch in einer wunderbaren Freizeitbetätigung aktiv sein durfte und kulturelle Kinder- und Jugendbildung selbst erlebt habe – wobei der Begriff an sich mir da noch nicht geläufig war – wurde mir bereits im Studium bewusst, was dies für einen unschätzbaren Wert hat. Dies ist mir stets Motivation für Ehrenamt gewesen, um derartige Wirkungen zu befördern. Diese Art von Engagement stärkt kulturelle Vielfalt, gesellschaftlichen Zusammenhalt und kann zur Öffnung und Akzeptanz in der Gemeinschaft beitragen.
Mein Eindruck ist, dass die Bereitschaft für ehrenamtliches Engagement in der kulturellen Bildung nachlässt. Und zugleich empfinde ich den Wert und die Wichtigkeit von kultureller Bildung als zunehmend von elementarer Notwendigkeit und als unersetzbare Ergänzung zur schulischen Bildung.
Jugendliche für ehrenamtliches Engagement in der kulturellen Bildung motiviert man am besten, indem man ihre Lebenswelt und Interessen ernst nimmt und Angebote schafft, die niedrigschwellig und flexibel sind. Wichtig sind eine ansprechende Online-Präsenz über soziale Medien, Peer-to-Peer-Werbung durch Gleichaltrige sowie die Möglichkeit, eigene Ideen einzubringen und neue Fähigkeiten zu erlernen. Mini-Projekte oder Schnupperengagements helfen Jugendlichen, das Ehrenamt auszuprobieren, ohne sich zu lange zu verpflichten. Zudem ist es hilfreich, Events und Workshops speziell für Jugendliche zu organisieren, bei denen sie Organisationsabläufe kennenlernen und wichtige Kompetenzen erwerben können, etwa Projektmanagement und Teamarbeit. Anerkennung und Wertschätzung ihrer Arbeit sind essenziell, z.B. durch öffentliches Lob, Auszeichnungen oder Feedback, um das Gefühl zu stärken, dass ihr Engagement etwas bewirkt. Weitere motivierende Faktoren sind die Möglichkeit zur Mitbestimmung und Verantwortung, flexible Zeitgestaltung ohne zu viele Präsenztermine sowie eine inklusive Atmosphäre, in der Vielfalt respektiert wird. Jugendliche wollen für ihre Arbeit einen Nutzen, persönliche Entwicklung und soziale Vernetzung erleben.
Auf jeden Fall die Förderung der Ausbildung von Fachkräften, eine möglichst niedrige finanzielle Zugangsschwelle, am besten wären grundsätzlich kostenfreie Angebote für Tanz und kulturelle Angebote jeglicher Art für Kinder und Jugendliche. Wenn Kinder und Jugendliche die Möglichkeit einer solchen Betätigung bekommen, beeinflusst dies die Persönlichkeitsentwicklung auf jeden Fall positiv und unsere Gesellschaft braucht authentische, selbstbewusste, empathische, teamfähige, aufgeschlossene und kreative junge Leute.

