Nachgefragt: Dirk Strobel, künstlerischer Leiter des Theaterpädagogischen Zentrums Sachsen e.V.
Interview mit Dirk Strobel, künstlerischer Leiter des Theaterpädagogischen Zentrums Sachsen e.V., welches seit 2018 Mitglied der LKJ Sachsen ist.
Das TPZ Sachsen leistet seit 2001 eine wichtige Arbeit im Bereich der Theaterpädagogik und hat u.a. Modellprojekte, wie die Forumtheatergruppe „Theater der Begegnung“ durchgeführt. Was macht die Arbeit des TPZ aus?
Für das TPZ Sachsen sind mehrere Dinge wichtig: konsequente Zielgruppenorientierung, aufsuchende Theaterpädagogik, Wahrnehmung von und Reaktion auf gesellschaftliche Situationen (hieraus entstehen dann alle unsere Modellprojekte, man könnte das Schlagwort „Innovation“ verwenden) und die Wirkung als Kompetenzzentrum für Forumtheater. Die Projekte, Klassenzimmerstücke und Workshops, die daraus entstehen, gehen letztlich immer Bedarfen und Problemen nach und versuchen nachhaltige Lösungen zu finden. Das geschieht in den Bereichen der sozialen, der gesundheitlichen, der kulturellen und politischen Bildung. Wir sind stolz darauf, seit 2001 kontinuierlich in unseren Themen arbeiten zu können und hier stets weiterzuentwickeln, nicht nur in einzelne Projekte zu „zerfallen“. Wir arbeiten dabei mit vielen Akteuren zusammen, sind gut vernetzt, machen (oder machten, sh. unten) viel Lobbyarbeit und bringen mit unseren „Verbündeten“ die kulturelle Bildung in Sachsen weiter.
Seit 2016 besteht eine institutionelle Förderung der Stadt Dresden, nun soll diese aufgrund von Sparmaßnahmen im Kommunalhaushalt 2025 nicht mehr weitergeführt werden. Welche Konsequenzen hat das für die Arbeit des TPZ?
Die institutionelle Förderung bildete neben der ehrenamtlichen Arbeit die Basis für alle Projekte und Bereiche des TPZ Sachsen. Mit ihr wurden die Geschäftsstelle – das ist bei uns das Büro samt Infrastruktur und alle nicht projektbezogenen Kosten – ein Teil der jährlichen Erich Kästner Rallye und von uns selbst in Projekte einzubringende Eigenanteile finanziert. Der Wegfall der Förderung hat nun zur Folge, dass wir unser Büro aufgeben, da wir es allein aus Projektanteilen nicht halten können und die selbst erwirtschafteten Mittel verwenden müssen, um Eigenmittel in Projekte einbringen zu können. Dazu kommt, dass es nun extrem schwer ist, neue Projekte zu entwickeln, denn das braucht bis zu einer erfolgreichen Beantragung Zeit und Ressourcen, die wir nun nicht aufbringen können, gleiches gilt generell für Fördermittelakquise. Und auch der Bereich Beratung und Vermittlung – pro Jahr haben wir ja über hundert Beratungs- und Vermittlungsanfragen – wird nicht weitergeführt. Das ist umso bedauerlicher, als wir Ansprechpartner für viele Bildungseinrichtungen und Kitas in Sachsen und sogar bundesweit für Künstler*innen, also Schnittstelle zwischen Nachfrage und Angebot, waren. Alles, was operativ ist, die Lobbyarbeit, Vernetzung, alles was nicht in die direkte Projektarbeit zu rechnen ist, fällt nun weg.
Warum müssen kulturelle Angebote immer wieder auf ihre Bedeutung hinweisen, wenn Sparmaßnahmen aufgrund von Krisen angekündigt werden? Wie können kulturelle Träger wie das TPZ ihre Relevanz gerade in Krisenzeiten verdeutlichen?
Nein, wir müssen nicht darauf hinweisen, wir haben Bedeutung und diese ist durch zig Bildungsstudien belegt. Wir Einrichtungen im Bereich Kultur und Bildung erzeugen den gesellschaftlichen Kitt, fördern soziale Kompetenzen, Teilhabe und demokratisches Verhalten. Aber wir haben gemeinsam mit den Sozialeinrichtungen die geringste Lobby, weil wir uns dem Markt-Denken entziehen, die positiven Effekte nicht ausreichend messbar und verwertbar sind. Das können sie auch nicht und müssen sie nicht. Unsere Relevanz haben wir immer wieder verdeutlicht und der Ball sollte nicht an uns zurückgespielt werden – das wir uns nur noch nicht effektiv genug in unserer Relevanz dargestellt haben. Man muss eben auch hinsehen, um etwas zu erkennen und wertzuschätzen. Das passiert leider zu wenig, zumindest zu wenig im Handeln.