Interview mit Oliver Gibtner-Weidlich, neues Vorstandsmitglied der LKJ Sachsen e.V.
Oliver Gibtner-Weidlich ist seit April 2019 mit einem Mandat des Objektiv e.V. im Vorstand der LKJ Sachsen. Er ist Projektmanager und Dozent in den Bereichen Digitalisierung, Kultur und Bildung und arbeitet derzeit u.a. an einer Plattform für Onlinefortbildungen im Bereich Kultur- und Projektmanagement.
Herr Gibtner-Weidlich, Sie sind seit diesem Jahr im Vorstand der LKJ Sachsen e.V. – was möchten Sie in die Vorstandsarbeit einbringen?
Ich möchte gern zwei Perspektiven in den Vorstand einbringen: Zum einen eine schulische Perspektive – ich arbeite seit vielen Jahren an Projekten, welche im schulischen Kontext durchgeführt werden. Und „Schule“ beginnt sich nun endlich auch in Sachsen inhaltlich zu erneuern. Ein sehr spannender Prozess, in dem externe Partner immer wichtiger werden.
Zudem möchte ich eine digitale Perspektive einbringen. Für Kinder und Jugendliche ist eine digitale Gesellschaft selbstverständlich – die kulturelle Bildung muss darauf reagieren.
Sie arbeiten u.a. mit Museen im Bereich Digitalisierung zusammen.Wo liegen aus Ihrer Sicht die Potenziale von Digitalisierungsprozessen für die Akteure der kulturellen Bildung?
Digitalisierung findet vor allem auf zwei Ebenen statt: Der Technischen, mit Möglichkeiten, die vor wenigen Jahren kaum vorstellbar waren. Digitalisierung findet aber auch auf gesellschaftlich-sozialer Ebener statt. Die technischen Möglichkeiten haben große Auswirkungen auf unser (Zusammen)Leben. Auch für die kulturelle Bildung gibt es viele Chancen auf diesen beiden Ebenen. Technische Innovationen können sowohl die Bildungsarbeit selbst bereichern, als auch die Tätigkeiten in den Organisationen. Aber vor allem der Wandel auf gesellschaftlich-sozial Ebene ändert vieles. Ein Beispiel: Präsenz an einem bestimmten Ort ist nicht länger die zwingende Voraussetzung für die Teilhabe an kultureller Bildung. Institutionen, wie Museen, Kulturzentren oder auch Vereine, können kulturelle Teilhabe ermöglichen, ohne dass diese aufgesucht werden müssen. Das ist eine riesige Chance, bringt aber auch viele Herausforderungen mit sich.
Mit Ihrer Plattform f-kub.org für Onlinefortbildungen bieten Sie in kompakter Form schnell abrufbares Wissen an. Ist die klassische ganztägige Fortbildung ein aussterbendes Format?
Ich glaube in der Tat, dass dies ein Auslaufmodell ist. Auch der Bereich der Weiterbildung wird zunehmend digital. Und Onlineweiterbildungen sparen nicht nur das Reisekosten- und Zeitbudget, was auch ein immenser Vorteil ist, wir können vor allem wesentlich mehr Menschen damit erreichen. Lebenslanges Lernen muss sich dem Leben anpassen und das heißt eben auch flexibler werden. Interessierte sollen lernen können, wann und wo es ihnen am besten passt.
Ich glaube, Präsenzveranstaltungen wird es dennoch auch in Zukunft geben. Allerdings werden diese wesentlich stärker den Fokus der Vernetzung und des Austausches haben. Die Formate werden sich dahingehend verändern.