Interview mit Hagen Wermers, Freiwilliger beim Netzwerk für Demokratie und Zivilcourage (NDK) Wurzen
Derzeit läuft die Bewerbungsphase für einen Freiwilligendienst ab September 2019 – wem würden Sie einen Freiwilligendienst empfehlen? Was hat er Ihnen gebracht?
Prinzipiell würde ich jede/r einen Freiwilligendienst empfehlen. Als ich mit der Schule fertig war, war ich mir recht sicher, was ich später machen wollte, aber sowas kann sich eben oft und schnell ändern – die Möglichkeit, sich zeitlich begrenzt auszuprobieren, anstatt der fünf, sechs Jahre, die z.B. ein Studium in Anspruch nehmen, hat mir sehr geholfen. Außerdem ist auch, denke ich, nicht zu unterschätzen, dass Leute, die ein Studium anstreben, ohne einen Freiwilligendienst teilweise bis sie Mitte 20 sind nicht aus einer „Lernumgebung“ herauskommen, weshalb dieses Jahr m.M.n. eine wichtige Erfahrung ist.
Sie sind für Ihren FWD nicht in eine Großstadt gezogen. Was hat Sie bewogen, nach Wurzen zu gehen und sich für das Netzwerk für Demokratische Kultur zu engagieren?
Tatsache ist, dass ich auf die Stelle in Wurzen ursprünglich aufmerksam geworden bin, weil ich den Stadtnamen lustig fand, und als ich dann die Stellenbeschreibung gelesen habe, für mich feststellte, dass das NDK mit der spannendste Einsatzort ist. Da ich dann aus den Bewerbungsgesprächen herausging mit nur zwei Zusagen, von denen die andere Stelle auch eher eine Ausweichoption für mich darstellte, war die Entscheidung recht einfach. Ich hätte natürlich auch nach Leipzig ziehen können, was von hier nur 20 Minuten mit dem Zug entfernt ist, aber da a.) – Überraschung! – die Mieten in Wurzen deutlich niedriger sind, und b.) die Fahrtkosten über das Jahr ziemlich teuer gewesen wären (#freiefahrtfürfreiwillige), bin ich jetzt zufriedener Wahlwurzener.
An welche Grenzen sind Sie persönlich im Rahmen des Freiwilligendienstes gestoßen? Was waren Ihre wichtigsten Lernerfahrungen?
Was mir am Anfang und auch immer noch schwerfiel, war, aus diesem „Schul-Mindset“ herauszukommen, wo dir für jeden Zeitabschnitt gesagt wird, was du zu tun hast, und es immer besser ist, noch ein zweites und auch drittes Mal nachzufragen – diesbezüglich habe ich auf jeden Fall dazugelernt. Was ich ebenfalls gelernt habe, war – da ich für mein FSJ von zu Hause ausgezogen bin – das führen des eigenen Haushalts (mal besser und mal schlechter), was aber natürlich nicht auf jede/n zutrifft. Und zuletzt, auch im Zusammenhang mit dem Umzug: Da sich mein komplettes soziales Umfeld geändert hat, fühle ich mich mittlerweile deutlich sicherer im Umgang mit neuen Leuten, was mir vorher oft Schwierigkeiten bereitet hat.